rats live on no evil star
Dramatisches Feature
Theater im Pumpenhaus, Münster 2003
Der Titel ist Anne Sextons Lieblingspalindrom und gleichzeitig das dichterische Programm der Schriftstellerin, die zu den confessional poets in den USA zählte und sich 1974 mit 46 Jahren das Leben nahm: das Dunkle, Schlechte, Wahnsinnige und Zerstörerische in sich selbst, die „Ratte“, wird im Gedicht in etwas Helles, Leuchtendes, Klares und Schönes, in einen „Stern“ transformiert.
Zwei Schauspielerinen und eine Performerin verkörpern unterschiedliche Annes: reflektierend, kreativ, entgrenzt, kokett, berechnend, schizophren … Die drei weiblichen Gesichter konstruieren ein widersprüchliches Puzzle aus Tochter, Mutter, Dichterin, Performance-Künstlerin, Manisch-Depressiver, Ehe- und Hausfrau, Lyrik-Professorin, Liebhaberin. Ein Schauspieler gibt die Außensicht, schlüpft in unterschiedlichste männliche Rollen: Arzt, Freund(e), Liebhaber, Ehemann, Kritiker.
Die starke Musikalität von Anne Sextons Gedichten, ihr Songcharakter inspirierten uns, die Gedichte zu vertonen und durch chorisches und rhythmisches Sprechen, Gegeneinander- und Übereinandersprechen die klangliche Ebene zu betonen.
Die transparenten Elemente des Bühnenbildes sind gleichzeitig Projektionsflächen für vorproduzierte und live erzeugte Videosequenzen.
Im Verlauf des Stückes wird die Unmöglichkeit des Unterfangens deutlich, das Bild eines Menschen, einer Frau und Künstlerin aus der ‚Persona‘ eines Gedichtes, aus Interviews, Zeitzeugenberichten, Briefen zu formen. Nicht mehr und nicht weniger als ein kaleidoskopartiges, flirrendes und faszinierendes Suchbild entsteht …
Konzept und Skript: Anna Stern / Manfred Kerklau
Regie: Manfred Kerklau
Video: Stefan Hollekamp
Musik: Tara Bouman, Jan Klare, Stefan Froleyks
Schauspiel: Beate Reker, Gabriele Brüning, Andreas Ladwig
Performance: Anna Stern